“SpiegelBlicke” und “Farbe bekennen” als afro-deutsche Interventionen in feministische Dialoge

04.02.2020
14:00 - 18:00

Universität Kassel, Kassel

Link zur Veranstaltung

Herzliche Einladung zum letzten Vortrag der Ringvorlesung “Feminisms in dialogue”!

Vortrag: 14.00 Uhr Georg-Forster-Str. 4 – Raum 3004

Interaktives Gespräch: 16:00 – 18:00, Moritz-Café (moderated in English, persönliche Übersetzung ins Deutsche)
Meet the authors – Gespräch mit Denise Bergold-Caldwell (Mitherausgeberin “Spiegelblicke”) und Eleonore Wiedenroth-Coulibaly zu ihren aktivistisch-akademischen Erfahrungen und über intersektionale Ausrichtungen, mit Blick auf deren Potenziale in Kassel //to open up a conversation about their activism and engage in a dialogue about intersectional activism and its significance in Kassel.

Weitere Informationen zum Termin:

„Spiegelblicke“ und „Farbe bekennen“ als afro-deutsche Interventionen in feministische Dialoge

Vortrag von Denise Bergold-Caldwell  (Mitherausgeberin “Spiegelblicke”) und
Eleonore Wiedenroth-Coulibaly (Autorin in “Farbe bekennen” and Mitherausgeberin von “Spiegelblicke”)

Während die Veröffentlichung von “Farbe bekennen” (1986) klar innerhalb eines (jungen) Schwarzen Frauenkreises konzipiert wurde und in dessen Zentrum Fragen des Schwarz-Seins und des Weiblich-Seins in Deutschland stehen, behandelt der ebenfalls von Schwarzen Frauen herausgegebene Sammelband “Spiegelblicke” (erschienen 2015/2016) Fragen des geschlechtsspezifischen Rassismus und thematisiert Schwarzen Feminismus, Queerness und Transperspektiven ohne diese in den jeweiligen Kapiteln zum alleinigen Fokus zu machen. “Farbe bekennen“ ist aus einem klaren feministischen Anspruch heraus entstanden und konzentriert sich darauf, was es bedeutet, als Schwarze (und Frau) in Deutschland aufzuwachsen. Das Buch “Spiegelblicke” setzt diese Tradition fort und berücksichtigt Überschneidungen in erlebten Diskriminierungen, indem es Schwarzen in Deutschland eine Plattform bietet, um vor allem in Form von Einzelbiografien über Queerness, Elternschaft, Jugend/Alter, Anderssein, ihren rechtlichen Status als Geflüchtete, Polizeigewalt und den gesellschaftlichen Status der (Nicht-)Zugehörigkeit zu sprechen.Die letzten 30 Jahre der Schwarzen Bewegung(en) in Deutschland sind nicht vorstellbar, ohne die kontinuierliche führende Rolle von Schwarzen Frauen anzuerkennen, die sich selbst (wenn man sie fragt) als alles definieren, was von cis-Frau, womanist, feministisch bis hin zu queer reicht. Allen gemeinsam ist, dass sie darum kämpfen, Schwarze, postkoloniale und rassismussensible Perspektiven zu vermitteln. Im Vortrag werden wir über die feministischen Hintergründe beider Bücher sprechen; der Kampf um unsere Perspektiven und die Dialoge, die jede der Publikationen aufzubauen oder zu verfolgen versucht. In einem zweiten Schritt möchten wir diskutieren, was wir und die Teilnehmer*innen in beiden Büchern als “feministisch” empfinden. Schließlich stellen wir durch diese Texte Fragen der akademischen und aktivistischen Arbeit. Wir wollen einen Rahmen für Fragen und Antworten schaffen und uns der Frage annähern, wie und warum diese Bücher Beiträge eines vielfältigen feministischen Dialogs sind.

Eleonore Wiedenroth-Coulibaly ist Mitbegründerin und bis heute aktives Mitglied der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland, ISD-Bund e.V. Über die Jahre (seit 1985) hat sie antirassistische Seminare geleitet, zu Sprache und Rassismus geforscht, zahlreiche Artikel in Sammelbänden und Zeitschriften publiziert. ISD-Projekte mit Langzeitwirkung wie die Ausstellung “Homestory: Schwarze Biografien in Geschichte und Gegenwart” und das Jugend-Theaterprojekt “YoungStars*” hat sie auf den Weg gebracht. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind Empowerment und Vernetzung, Intersektionalität und Anti-Diskriminierung sowie Skandalisierung rassistischer Sachverhalte in Deutschland. Dies ist u.a. ihr Beitrag zur deutschen Kultur. Beruflich ist sie Sprachmittlerin im Bereich Deutsch als Fremdsprache, Übersetzerin und Lektorin. Und nebenbei lebt sie – so gut es eben geht, in diesem ihrem Land.          
Denise Bergold-Caldwell, Dr. (phil.) ist wissenschaftliche Geschäftsführerin des Zentrums für Gender Studies und feministische Zukunftsforschung an der Philipps-Universität Marburg. Die promovierte Bildungs- und Erziehungswissenschaftlerin und gelernte Erzieherin lehrt mit einem Schwerpunkt auf post- und dekolonialen Bildungsprozessen. Sie promovierte zu Subjektivierungsprozessen durch rassistische und geschlechtsspezifische Zuschreibungen sowie „Blackness“ und „Whiteness“ im Kontext rassismuskritischer und postkolonialer Theorie. Ihre wissenschaftlichen Schwerpunkte sind Schwarze Feministische Theorie, kritische postkoloniale Theorie und Bildungstheorie. Denise Bergold-Caldwell hat an zahlreichen Publikationen mitgewirkt. Sie ist Mitherausgeberin von „SpiegelBlicke. Perspektiven auf Schwarze Bewegung in Deutschland“ (2017 [2015]) und veröffentlichte u.a. in der Zeitschrift „FAMA. Feministisch-theologische Zeitschrift“. Im Sommer 2020 erscheint ihr Buch „Schwarze Weiblich*keiten“.