Vortrag: Genosse Muslimbruder – Deutsche Politik und Islamismus

06.02.2020
19:00

Club Commune, Kassel

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Die 1928 von Hasan al-Banna in Ägypten gegründete Muslimbruderschaft ist weltweit eine der einflussreichsten Organisationen des islamistischen Spektrums. Zwanzig Jahre nach ihrer Gründung baute sie in München ihre erste Filiale auf deutschem Boden. Die Bruderschaft ist keine Massenbewegung, sondern streng hierarchisch organisiert. Ihre Mitglieder sind in der Zivilgesellschaft gut vernetzt und treten eloquent nach außen auf. Öffentlich leugnen die akademisch gebildeten Aktivisten ihre Mitgliedschaft in der Bruderschaft.

Die bundesdeutsche Politik fördert während ihrer verzweifelten Suche nach potenziellen Bündnispartnern, um der Radikalisierung junger Muslime erfolgreich entgegenzuwirken, nicht selten Projekte von Vereinen aus dem Aktionsgeflecht der Muslimbrüder. Dank dieser finanziellen Unterstützung und der damit einhergehenden öffentlichen Anerkennung konnten die legalistischen Islamisten in den letzten Jahren eine breite Schicht junger, akademischer Kader heranziehen, die derzeit in Stiftungen, Parteien und der Zivilgesellschaft erfolgreich durch die Institutionen der Macht marschieren.
Den größten Erfolg zeitigten die islamistischen Netzwerke in der SPD. Die Kumpanei zwischen der deutschen Sozialdemokratie und legalistischen Islamisten kulminierte 2014 in der Gründung des bundesweiten Arbeitskreises der Muslime in der SPD (AKMS). Dieses Netzwerk muslimischer Sozialdemokraten entwickelte sich sehr schnell zu einem Sammelbecken islamistischer Akteure.

Aber auch in den Niederungen der Lokalpolitik ist die Netzwerkarbeit der Muslimbrüder erfolgreich, wie am Beispiel Marburgs zu sehen ist. Hier sorgte die Vetternwirtschaft zwischen sozialdemokratischen Lokalfürsten und dem Aktionsgeflecht der Muslimbrüder dafür, dass der Verfassungsschutz die Universitätsstadt als eines von sieben bundesweiten Zentren der Muslimbruderschaft in Deutschland bezeichnet.

Der Referent Ralf Fischer wird in seinem Vortrag den ideologischen Werdegang der SPD von einer politischen Vertretung der Gastarbeiter in den 70er und 80er Jahren hin zu einem bereitwilligen Steigbügelhalter der Muslimbrüder aufzeigen. Der Journalist schreibt regelmäßig für die linke Wochenzeitung Jungle World.

 

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