Mehr als 1.200 Menschen haben gestern in Kassel gegen die Einführung der verpflichtenden Musterung und eine mögliche Wehrpflicht demonstriert. Die Protestaktion des Bündnisses „Schulstreik gegen Wehrpflicht” fand bundesweit in 90 Städten statt.

Die Demonstrierenden zogen vom Rathaus zum KNDS-Werk und zum Hauptbahnhof und formulierten dabei klare politische Forderungen: Sie kritisierten in ihren Redebeiträgen die Wehrpflicht als Zwangsdienst und solidarisierten sich mit den von Krieg betroffenen Menschen in der Ukraine, Palästina und dem Sudan. Sie sehen den deutschen Staat mit dessen Rüstungsexporten und die Rüstungskonzerne als Mittäter und Mitverdiener an den weltweiten Kriegen.
Auch die Erweiterung des KNDS-Werks auf das Henschelareal im Stadtteil Rothenditmold wurde immer wieder scharf kritisiert. Im Rahmen eines größeren Bauvorhabens durch den Berliner Investor SectorSeven sollen eine neue Zufahrt und ein neues Parkhaus für KNDS entstehen. Bestehende Jugend- und Kulturräume, darunter die Skatehalle Mister Wilson sowie Atelier- und Probenräume, sehen die Demonstrierenden durch das Bauvorhaben als gefährdet.

Nach Angaben des Bündnisses beteiligten sich 14 Schulen aus Kassel an den Streiks. Auch Studierende schlossen sich der Demonstration an und organisierten eine Zubringerdemonstration von der Zentralmensa. Sie kritisierten zusätzlich Kürzungen an Universitäten, die zur Verkleinerung oder Streichung von Studiengängen führen.
Ab dem 1. Januar 2026 erhalten alle Jugendlichen des Jahrgangs 2008 einen Fragebogen zur Musterung. Für Personen mit männlichem Geschlechtseintrag ist die Beantwortung und Musterung verpflichtend. Antimilitaristische Organisationen warnen vor einer möglichen Ausweitung des Verfahrens auf ältere Jahrgänge.
Das Bündnis kündigte bereits den nächsten Protesttermin an: Am 05. März 2026 sind erneut Schulstreiks geplant.
