Proteste gegen Militäroffensive der Türkei


Etwa 80 Personen demonstrierten am Samstag, den 20. Juni, in der Kasseler Innenstadt gegen die erneuten Angriffe des türkischen Militärs in Südkurdistan.

In der vergangenen Woche waren zahlreiche Orte von türkischen Kampfflugzeugen bombardiert worden, darunter vermeintliche Guerillastellungen im Kandilgebirge, aber auch das Flüchtlingscamp Mexmûr und die ezidische Şengal-Region.

Im Flüchtlingscamp Mexmûr leben hauptsächlich kurdische Familien, die in den 1990er Jahren vor der Zerstörung kurdischer Dörfer durch das türkische Militär fliehen mussten und sich schließlich im Irak niedergelassen haben. In den letzten Jahren wurde Mexmûr bereits mehrfach durch die türkische Luftwaffe bombardiert, weil viele der Bewohner*innen mit der kurdischen Freiheitsbewegung sympathisieren.

Auch in der ezidischen Şengal-Region sympathisieren viele Menschen mit den Zielen der kurdischen Freiheitsbewegung und kämpfen an ihrer Seite für das Selbstbestimmungsrecht der ezidischen Minderheit sowie für Frauenbefreiung und Demokratie. Schließlich waren es hauptsächlich die bewaffneten Einheiten der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), die tausende Zivilist*innen aus der Einkesselung in der Şengal-Region durch den Islamischen Staat befreiten und vor dem sicheren Tod bewahrten.

Als sei die leidvolle Erfahrung des Beinahe-Genozids durch die Barbaren des Islamischen Staates nicht schon genug, mache sich die türkische Regierung nun nachträglich zur „Luftwaffe des IS“, heißt es im Aufruf zu den Protesten. Darin wird nicht nur die „neue Besatzungsoffensive in Südkurdistan“ durch „den faschistischen türkischen Staat“ verurteilt, sondern auch das Schweigen der Weltöffentlichkeit.

Weil sich alle der bombardierten Orte sich im Irak befinden, liegt die Vermutung nahe, dass die Angriffe sowohl von der irakischen Zentralregierung als auch der Regierung der Autonomieregion Kurdistan toleriert werden. Obwohl Menschen in zahlreichen Städten Kurdistans und in Europa auf die Straße gingen, um gegen die neue Militäroffensive zu protestieren, ließen nennenswerte Reaktionen in der internationalen Politik bisher auf sich warten.

Stoppt Erdogans Krieg! Demonstration am 20. Juni in Kassel