“Warum ist der Täter immer noch nicht gefunden?”

In Erinnerung an den Mordversuch am Minicar Fahrer Efe im Juni 2020 haben Aktivist*innen in der Nacht vom 15. auf den 16 März in ganz Kassel imitierte Fahndungsplakate verteilt. Auf den Plakaten wird auf die bislang erfolglose Tätersuche und fehlenden Ermittlungserfolge aufmerksam gemacht.

Am 21. Juni 2022 wurde der Minicar-Fahrer Efe während seiner Arbeitszeit zum Ziel eines rassistischen Mordversuchs. Als Efe seinen Fahrgast an der Ecke Fraunhoferstraße/ Knutzenstraße absetzen wollte und ihn zur Zahlung der Fahrt aufforderte, beleidigte dieser ihn rassistisch und stach daraufhin mit einem Messer in den Hals des Minicar-Fahrers. Dieser konnte sich selbst anschließend in ein nahegelegenes Krankenhaus retten und überlebte den lebensbedrohlichen Angriff. Der Täter ist nach wie vor auf freiem Fuß.

Efe leidet bis heute an den physischen und psychischen Folgen der Tat. Er lebt in der Angst, dem Täter erneut zu begegnen und fürchtet, dass der Täter anderen Menschen etwas antun könnte oder bereits angetan hat. Seit der Tatnacht kann er nicht wieder arbeiten und ist jede Woche in therapeutischer Behandlung.

Mit ihrer Plakataktion wollen die Aktivist*innen darauf aufmerksam machen, dass auch fast zwei Jahre nach der Tat noch kein Täter gefunden wurde.

„Wir wollen dem Täter zeigen, dass wir ihn nicht in Ruhe lassen, dass wir seine rassistische Tat nicht vergessen! Und wir wollen uns mit Efe solidarisieren, denn wir haben ihn und seinen Kampf nicht vergessen.“

Luca Alt, beteiligt an der Plakataktion

Auf dem Plakat wird der Täter als männlich, ca. 30 bis 35 Jahre alt, 1,75 m bis 1,80 m groß, normale bis kräftige Statur, akzentfreies Deutsch, keine Auffälligkeiten wie Brille, Bart oder ähnliches beschrieben. Er trug eine dunkelblaue offene Sweatjacke und Bluejeans. Neben den Aussagen von Efe existieren außerdem zwei Videoaufnahmen von Überwachungskameras aus der Tatnacht.

Die Aktivist*innen machen mit ihrem Plakat außerdem auf die Spendenkampage aufmerksam, die 2020 initiiert wurde und weiterhin läuft. Sie soll Efe bei der Bestreitung seiner Lebenshaltungskosten unterstützen, weil er als Folge des Angriffs nicht mehr arbeiten kann. Bis heute sind 5.464€ zusammengekommen – das Ziel der Kampagne sind 10.000€.

Der Mordversuch an Efe ist kein Einzelfall und muss zu einer Reihe von rechten Gewalttaten in Kassel gezählt werden. So gingen der Tat an Efe u.a. der Mord an Halit Yozgat (2006), der Mordversuch an Ahmed I. (2016) und der Mord an Walter Lübcke (2020) voraus. „Die Schwere der Tat und das rassistische Motiv sind unverkennbar. Die Taten dürfen niemals in Vergessenheit geraten und die Ermittlungen im Fall Efe müssen endlich zu einem Fahndungserfolg führen“, so der Luca Alt weiter.